Kleinberghofen – Wie wird die Zukunft aussehen? Wird das Leben komplizierter, oder werden uns technische Errungenschaften den Alltag erleichtern? Wer Benjamin K. besucht, könnte glauben, bereits in der Zukunft angekommen zu sein. Denn der Kleinberghofner wohnt in einem Haus, das denken kann.

So sieht also ein intelligentes Haus aus. Eigentlich wie jedes andere auch – also eher nicht so intelligent. Doch wenn Benjamin K. anfängt, zu erzählen, wird schnell klar: Dieses Haus ist tatsächlich intelligent. Es kann definitiv Sachen, die andere Häuser nicht können.

Seit 2010 wohnt der 29-Jährige mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in dem Haus in Kleinberghofen. Während der technikbegeisterte Hausbesitzer erzählt, dass er über die Bus-Steuerung in seinem Haus jede Steckdose einzeln ansteuern kann, gehen plötzlich blaue LED-Leuchten im Wohnzimmer an. Benjamin K. springt auf. „Ah, Post ist da“, sagt er und geht zum Briefkasten. Klar, sowas weiß ein intelligentes Haus natürlich. Aber woher? Im Briefkasten befindet sich ein Ultraschallsensor, der neuen Inhalt sofort meldet. Doch das ist nur eine der leichtesten Übungen für so ein intelligentes Haus.

Die datenvernetzten und fernsteuerbaren Häuser werden übrigens wirklich so genannt. „Das wird die Zukunft sein“, ist sich der Hausbesitzer sicher. „In den Autos möchte auf diese Technik heute auch keiner mehr verzichten“, sagt er. Elektronische Einparkhilfen oder funkferngesteuerte Wagenverriegelungen sind längst eine Selbstverständlichkeit. Und so etwas gibt es bei Familie K. eben auch am Haus.

Der 29-Jährige und seine Frau tragen keine Schlüssel bei sich, sie haben Transponder, die die Haustüre automatisch öffnen. Und wenn man so einen Transponder einmal vergisst? Kein Problem. Mit einer bestimmten Klingelkombination lässt sich die Türe öffnen – verrückt!

Das ist aber längst nicht alles, was Benjamin K. programmieren kann. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Die Rollläden am intelligenten Haus öffnen und schließen sich von ganz allein. Aber nicht zu einer bestimmten Zeit, sondern abhängig von der Jahreszeit, den Witterungsverhältnissen und dem Lichteinfall. Eine Ausnahme gibt es: Wenn das Ehepaar K. will länger schlafen will. Für diesen Fall befinden sich Sensoren unter dem Bett, die verhindern, dass im Schlafzimmer die Rollos hoch gehen, solange noch jemand im Bett liegt. Jalousienmanagement nennt man das.

Ein offengelassenes Fenster, eine vergessene Herdplatte oder das glühende nicht ausgestecktes Bügeleisen – so etwas gibt es nicht mehr. „Das Haus merkt, wenn sich keiner darin aufhält und schaltet auf den Abwesenheitsmodus“, erklärt Benjamin K. Das bedeutet, die Stromzufuhr wird von Geräten genommen, die auf Standby-Modus laufen. Somit spart das Haus Strom. Auch die Heizung regelt sich selbst nach unten, wenn sich niemand im Haus befindet.

Und das beste: Benjamin K. musste für seine intelligente Haussteuerung nicht mehr zahlen als für eine gewöhnliche Installation, da er bei der Montage mitgeholfen hat.

Nun stehen zwei große Schaltschränke in seinem Keller. Dort laufen 540 einzelne Adern aus dem ganzen Haus zusammen. Viele Arbeitsstunden, die sich seiner Meinung nach gelohnt haben. Seine Ehefrau war anfangs etwas skeptisch, erzählt er. Heute möchte sie auf den Komfort nicht mehr verzichten. Sobald sie aufsteht, wird sie von einer Stimme mit einem „Schönen Guten Morgen“ begrüßt und die Kaffeemaschine beginnt, wie von Geisterhand, Kaffee zu brühen. Das Eigenheim weiß natürlich, dass jetzt jeder im Haus wach ist und hat auch schon die Rollos nach oben gefahren. Die automatisierte Lüftung hat schon für frischen Sauerstoff gesorgt. Muss jemand nachts zur Toilette, weiß das Haus: „Oh, meine Bewohner sind bestimmt noch müde“, und dimmt das Licht automatisch auf nur zehn Prozent Leistung, so, dass jeder den Weg findet, aber nicht geblendet wird.

Auch der zweijährige Sohn profitiert von der Intelligenz seines Zuhauses. Liegt er nach dem Essen in seinem Bettchen, schaltet das Haus auf: „Kind-Mittagsschlaf“. Automatisch wird die Haustürklingel leiser gestellt, das Babyphone geht an und der Bub kann ungestört schlafen. Sollte das Haus einmal nicht selbst mitdenken (was nicht zu erwarten ist), wäre es jederzeit von unterwegs steuerbar. Über ein Smartphone lässt sich sehen, ob doch noch irgendwo Licht brennt oder der Fernseher läuft.

Sehr praktisch findet Benjamin K. die Funktion der Besuchererkennung. Befindet sich niemand im Haus und ein Gast klingelt an der Tür, wird der Besucher automatisch fotografiert und das Bild dem Hausbesitzer auf’s Handy geschickt. Wer das Haus verlässt, kann sich im Flur noch schnell über die aktuellen Wetterdaten informieren – die werden von der Wetterstation auf dem Dach auf einen Bildschirm gesendet. Zum Abschied winkt einem nicht nur Familie K. hinterher. Natürlich verabschiedet sich auch das Haus mit freundlichen Worten – so wie es sich eben gehört.

(cc) Quelle:
https://www.merkur.de/lokales/dachau/zuhause-mitdenkt-1547851.html

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